Nun also endlich Türkei!
Ich hatte nur noch 50km bis zur Grenze, also konnte ich gleich am nächsten Tag rüber, in das erste Land, das so „richtig anders“ ist. Der Grenzbeamte, der meinen Pass nach dem Stempel kontrollierte, fragte mich, ob ich zu den Radfahrern gehöre, die hier gerade erst vor einer halben Stunde durch sind.
Ich hatte keine Ahnung, wer das sein könnte, denn auch in den WhatsApp-Gruppen in denen ich bin, wusste ich von niemandem, der gerade in der Gegend war. Ich hätte es nach den 3 Wochen alleine sein sehr schön gefunden mal wieder in Gesellschaft zu sein, aber welchen Weg waren die wohl gefahren? Konnte ich sie einholen / treffen / kennenlernen?
Ich entschied einfach den kürzesten Weg – auf der Autobahn – nach Istanbul zu fahren. Räder und Taktoren nehmen hier einfach die Standspur und kommen so schnell und einigermaßen sicher voran. Ich kaufte 30km weiter in einer Stadt eine SIM Karte und aß und dachte schon gar nicht mehr an die Info des Grenzbeamten, doch kurz nach der Stadt sehe ich auf dem Randstreifen 2 Fahrräder stehen rechts daneben in einer Wiese saßen sie, Alex und Nono aus Frankreich! Mit ihnen begann ein neuer Abschnitt meiner Tour.
Wir entschieden gemeinsam weiter nach Istanbul zu fahren. Auch wenn sie bedingt durch deutlich mehr Gepäck etwas langsamer unterwegs waren, machte es mir richtig Spaß mit ihnen. Die erste Nacht schliefen wir in einem Stadt-Park. Wir hatten extra die Polizei gefragt und die kam, als der Park über Nacht geschlossen wurde auch nochmal vorbei, um zu sehen, ob alles gut ist und wir etwas bräuchten. Die zweite Nacht schliefen wir auf einem kleinen Fleck Gras zwischen Spielplätzen und Bänken auf einer Promenade in einer Stadt am Meer. Auch hier hatten wir das volle Einverständnis der Polizei und wir schliefen sogar in Sichtweite der Wache damit auch ja nichts gestohlen wird. Am Abend wurden wir noch von einer türkischen Familie zum Chai eingeladen. Eigentlich wollten sie uns auch zum Essen einladen, aber da wir selbst gerade viele frische Sachen gekauft hatten, lehnten wir dankend ab, tranken aber Chai mit ihnen.- Beides in Europa und vor allem Deutschland undenkbar!
Gleich am nächsten Morgen wollten wir zum Frühstück Baklava, eine türkische Süß-Speise, die mir bisher immer viel zu süß war. Wir aßen aber in einem extra Restaurant dafür und es war einfach nur köstlich, dazu gab es viel Chai und eine Zahnbürste damit man danach das klebrige Zeug auf den Zähnen wieder loswird. Da das ganze Restaurant sehr nobel wirkte, dachten wir, dass es jetzt wirklich teuer wird und schätzen auf 60€ (jeder hatte 6 Baklava) – gekostet hat es dann unter 20€… .
Als Alex am nächsten Tag einen Platten hatte und er gerade am Flicken war, holte uns ein weiterer Radfahrer aus Deutschland ein. Alex und Nono kannten Marc bereits, wir verbrachten den Abend und schliefen zusammen. Aber da er deutlich leichter unterwegs war als ich und vor allem als die Franzosen, war er auch deutlich schneller und fuhr dann wieder alleine weiter.
Am nächsten Tag stand das letzte Stück bis in die Innenstadt von Istanbul an. Wir hatten alle gehört, dass der Verkehr die pure Hölle zum Radfahren sei, weshalb wir uns die Option offen ließen, die letzten 30km mit den Öffentlichen in die Stadt zu fahren. Es war genau so schrecklich wie befürchtet. Nachdem wir 60km in den Vorstädten und später auch in Istanbul gefahren waren, hatten wir mehr als genug und versuchten einen Bus zu nehmen. Das kann man aber nur von 10-16 Uhr, weil davor und danach zu viel los ist. Es war zum Glück erst 14 Uhr!
Es war eine riesige Herausforderung, oder wie Alex es sagen würde „fucking pain in the ass“ drei Fahrräder samt Gepäck in einen Bus die ganzen Treppen hochzuschaffen. Im Bus wurden wir zwar sehr grimmig angeschaut, weil wir den Gang komplett versperrten, aber es wurde uns beim Aussteigen auch gut geholfen, sodass wenigstens das schnell ging.
Da waren wir also endlich – in ISTANBUL!
Wir aßen noch einen Dürüm zusammen und dann machte ich mich auf den Weg in mein Hostel und die Franzosen in ihr AirBnB.
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