Wir hatten in dem warmen Wasser übersehen, dass es mittlerweile draußen schon richtig gefriert. Und auf dem Weg zurück in unser Haus waren wir beide so unterkühlt, dass es sehr lange dauerte, bis wir wieder einigermaßen warm waren. Eigentlich wollten wir an der Quelle noch eine zweite Nacht bleiben, aber am nächsten Tag kam dann die Polizei vorbei und wir durften dort nicht nochmal schlafen. Also fuhren wir weiter in das Ihlara-Tal indem es extrem viele Höhlen und auch Kirchen gibt, die in den Sandstein gemeißelt wurden.

Da die Seite des Tals, in der so extrem viele Kirchen waren, Eintritt kostete, standen wir am nächsten Tag vor Sonnenaufgang auf und konnten so kostenlos das Tal besichtigen. Schlafen durften wir in einem Schuppen eines Restaurantbesitzers, zwischen Kühlschränken und anderen Matten. 

Am nächsten Tag fuhren wir weiter zu İlyas, einen Türken, den Pete schon kannte. İlyas wohnte viele Jahre in Kempten und spricht deshalb sehr gut Deutsch. Jetzt betreibt er einen Kiosk an einem sehr schönen Vulkansee. Wir hatten eigentlich vor, an dem See zu schlafen, aber da es sehr kalt werden sollte, bot uns İlyas an, unser Lager in seinem Kiosk aufzuschlagen. Seine Frau war davon aber nicht ganz überzeugt und meinte, wir sollten doch mitkommen und in ihrem Haus schlafen. 

Also: alle drei Fahrräder in den Kiosk und wir mit Gepäck hinten auf den Pickup. 5km Schlaglöcher später, waren wir dann an seinem Haus. Wir bekamen noch traditionellen Schwarzmeerfisch (ähnlich wie Sardinen) und redeten mit ihm bis 2 Uhr in der Früh über verschiedene Ansichten, über die Welt und er erzählte uns viel über den Islam. Jetzt weiß ich, dass wenn es mal eine Nacht so richtig kalt wird, ich ohne Probleme in einer Moschee oder Mescid (ähnlich wie eine Kapelle) schlafen darf. Nur dürfen die Füße auf keinen Fall Richtung Mekka zeigen, vorher gründlich waschen und keinen Alkohol trinken. 

Zurück auf den Rädern am nächsten Tag radelten wir zu einer der vielen unterirdischen Städte. Die war zwar verhältnismäßig klein und eigentlich geschlossen, jedoch konnten wir selber reinklettern und uns umschauen.

Ein anderes Tal fuhren wir dann wieder Richtung Norden, also nach Kappadokien. Dort kaufte ich mir für die Nacht dicke Wollsocken und wir besuchten ein römisches Bad mit einem riesigen Mosaik auf dem Boden, sowie weitere Höhlenkirchen. 

Wir besuchten auch noch eine andere unterirdische Stadt, Derinkuyu, bei der man zwar Eintritt zahlen musste, dafür war diese aber auch deutlich größer. In dieser Stadt konnten früher bis zu 20.000 Menschen unterirdisch auf 8 Stockwerken verteilt wohnen. So wie ich verstanden habe, war die Motivation dafür war, dass sie im byzantinischen Reich Christen waren, dieses Reich sich aber mit den muslimischen Arabern bekriegte.

Das Besondere in Kappadokien sind die vielen Heißluftballone, die früh am Morgen aufsteigen, um die spektakuläre Landschaft von oben zu sehen. Mit iOverlander hatten wir den perfekten Platz gefunden, um am nächsten Morgen mit perfekter Aussicht den Sonnenaufgang und die Ballone sehen zu können, als ich jedoch aufstand sah ich keinen einzigen. Die Aussicht auf die Landschaft mit dem Licht Landschaft war aber trotzdem atemberaubend spektakulär. Wir fragten nach, warum keine Ballone gestiegen waren, und es stellte sich heraus, dass es etwas zu windig war. Bei mehr als 14 km/h Wind steige kein Ballon. 

Am nächsten Tag war noch stärkerer Wind angesagt, also entschieden wir uns, es mit den Ballonen fürs erste zu lassen und dafür ins „Love-Valley“ zu fahren und zu versuchen dort in einer Höhle zu schlafen. Auf dem Weg dorthin trafen wir noch Aline eine Französin, die ich schon aus Istanbul kannte. Ohne Verabredung oder dergleichen trafen wir uns zufällig auf der Straße. Mit ihr versuchten wir dann ins Valley zu kommen. Es wäre zu Fuß schon steil gewesen, aber mit Fahrrad war das echt eine Herausforderung und wir mussten uns alle gegenseitig helfen. Im Tal wurde es dann auch schon dunkel und wir fanden keine Höhle zum Schlafen. Pete und ich schliefen in einem kleinen Tunnel, der auch aus Sandstein war, Cyprian und Aline schliefen lieber im Zelt. Am Abend machten wir noch zusammen ein Lagerfeuer in einem anderen Tunnel, aßen und Pete spielte Gitarre für uns. Einer der bisher schönsten Momente meiner Reise! 

Cyprian fuhr am nächsten Tag allein weiter Richtung Georgien, während wir, Aline, Pete und ich noch in ein Hostel wollten, um mal wieder zu waschen, zu laden, und eventuell doch noch die Ballone zu sehen 

Am Abend trafen wir dann einen alten Bekannten wieder. Ich weiß leider nicht mehr seinen Namen, aber wir trafen ihn bereits in der ersten Nacht in Kappadokien, als er mit einem Bulli an einer Klippe stand und drei ukrainische Mädchen vor dem Bulli posierten und er Fotos machte. Er lud uns ein, in seinem Bulli mitzufahren und mit ihm ein Bier zu trinken, dort, wo er sich jeden Abend den Sonnenuntergang ansieht. Da konnten wir natürlich nicht Nein sagen. Er erzählte uns, dass er alte Autos zum Fotos machen vermietet und damit sein Geld verdient. Er kam mir persönlich sehr fortschrittlich denkend vor, als er uns seine Ansicht der Welt erzählte.

Die Zeit in Kappadokien war sehr schön, aber alles war deutlich teurer und mehr auf Touristen fokussiert. Wir hatten dort (bis auf den Bullifahrer) mit keinem Einheimischen Kontakt, was für die Türkei schon sehr ungewöhnlich ist. 

Aline wollte noch länger im Hostel bleiben und so freute ich mich aus dieser Gegend wieder wegfahren zu können und war nun mit Pete zu zweit unterwegs. 

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Von Zeno

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