Von Gaziantep wollten wir nach Halfeti weiter. Beim Bau eines riesigen Staudamms wurden dort mehrere Orte überflutet, unter anderem Halfeti. Andere Reisende empfahlen uns den Ort, da es dort wohl auch eine Moschee gibt die “untergegangen“ ist. 

Auf dem Weg dorthin durchfuhren wir unzählige Pistazienfelder. Die kleinen Bäume hatten keine Blätter mehr und der Boden darunter war gepflügt und braun. Gerade mit den kurzen Tagen zu dieser Zeit war das eine sehr triste und sich wenig verändernde Landschaft. Nach 3 Tagen Weg dorthin wurde Pete auch noch krank und wir erreichten Halfeti gerade so. Der Ort begeisterte uns aber überhaupt nicht, denn es gab nicht viel zu sehen, und so warteten wir einfach, bis es Pete wieder besser ging. 

Nach zwei Nächten machten wir uns wieder auf den Weg. Wir überqueren den Euphrat und wurden von ein paar Arbeitern, die die Pistazienbäume beschnitten zum Frühstück eingeladen. Sie waren Iraker und Syrer und dementsprechend war auch das Frühstück recht scharf und der Tee nicht türkisch sondern irakisch.

Schnell ging es Pete aber wieder schlechter und da die Umgebung sich die letzten Tage ehh nicht verändert hatte entschieden wir zu Trampen. Gleich der erste Kleinlaster der vorbeifuhr hielt an und wir konnten die Fahrräder im Laster neben viel essen verstauen. Der lkw hatte aber nur 2 Sitze, also bin ich die ganze Fahrt auf dem Bett dahinter mitgefahren.

In Sanlurfa angekommen, nahmen wir uns ein kleines Zweibettzimmer und erkundeten die Stadt.

Zwei Nächte später machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Harran. Die Landschaft dorthin wurde langsam wieder vielfältiger, aber Harran selbst war eher ein Touri-Hotspot in der Nebensaison, also nicht interessant für uns.

Von dort fuhren wir nördlich von Syrien der Grenze ziemlich parallel entlang weiter nach Osten. Wir kamen durch eine Steinwüste, in der wir eine Nacht schliefen.

Bei Sonnenaufgang wurde ich von Schafgebimmel geweckt. Eine große Herde Schafe ging nur knapp an unseren Zelten vorbei. Die Begleiter waren zwei Jungen, nicht älter als 14, warm eingepackt auf einem Esel. Sie schauten uns genau und verdutzt an, wie wir sie auch. Wir wollten sie noch auf Porridge einladen, aber dafür waren die Schafe zu schnell und sie mussten sich beeilen sie wieder einzuholen. 

Ich konnte richtig spüren, dass die Menschen, die hier auf dem Land leben, wirklich nicht mehr viel zum Leben haben. Beinahe alle Häuser waren in dieser Gegend aus Lehm und die Straßen waren wirklich schlecht. 

Die Menschen wurden hingegen umso gastfreundlicher und übertrafen alles, was ich zuvor in der Türkei erlebt hatte. Egal wo wir waren, sobald ein Mensch in der Nähe war, lud er uns zum çhai und sehr oft zum Essen ein. Auch wenn wir nicht immer Zeit dazu hatten, versuchten wir so oft wie möglich zuzusagen. Wenn wir anhielten, um in einem kleinen Markt etwas zu kaufen, sammelten sich viele Kinder um unsere Räder und schauten zu, was wir machten. Sie rannten dann hinterher und riefen „fuck you fuck you“. Entweder meinten sie es lustig oder sie wussten einfach nicht, was es heißt. 

Wir hatten Lust, noch mehr von dieser türkisch-syrischen Region mitzubekommen, also fuhren wir nach Ceylanpinar, einer Kleinstadt, die zur einen Hälfte in der Türkei, zur anderen in Syrien ist. 

Da meine Simkarte nicht mehr funktionierte, versuchte ich, bei einem Vodafone-Shop eine Lösung dafür zu finden. Dieser Shop verkaufte zwar nur Zubehör und der wirkliche Shop hatte an diesem Tag geschlossen, aber die Besitzer des Ladens schlossen den Laden spontan, um uns das „Highlight“ der Stadt zu zeigen. Ein riesiger angelegter Park mit Straußen und Gazellen. Die türkische Oberschicht kommt hierher, um schöne Bilder in den besten Klamotten in schöner Natur zu machen, so mein Eindruck. 

Aus dieser Stadt trampten wir dann den restlichen Weg nach Mardin. Zwar hielt diesmal nicht gleich der erste Wagen an aber der vierte und so kamen wir genau zu Sonnenuntergang an. 

In Ceylanpinar hatten wir einen Franzosen kennengelernt, der aus Georgien mit dem Fahrrad kam und er erzählte uns von Günese, einer jungen Frau in Mardin, die gerne Leute von Couchsurfing hostet. Sie hatte aber an diesem Abend schon einen anderen Gast, also mussten wir uns etwas anders suchen. Da wir schon in der Mitte der Stadt waren, entschieden wir uns für eine riesige Shoppingmall, die noch nicht fertig gebaut war. Von dort hatten wir eine unbeschreibliche Aussicht über die Stadt. Wir fragten ein paar Jungs, die den Eindruck machten als würden sie auf dieses Gebäude aufpassen, und die sagten es sei kein Problem. Und so saßen wir den ganzen Abend mit ihnen in einem stark beheizten Raum, tranken çhai und aßen Sonnenblumenkerne. Die nächsten drei Nächte konnten wir dann bei Günes bleiben. Sie hatte ein wunderschönes einfaches Haus mit Dachterrasse in der Altstadt.

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Von Zeno

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