Die restlichen drei Nächte bis zu meinem Flug konnten wir glücklicherweise bei Gunes bleiben. Das war sehr wichtig, da es einiges zu organisieren gab: 

Mein Fahrrad und das Gepäck wogen zu dieser Zeit zusammen 60 kg. Da ich jetzt nach Südostasien fliegen wollte, wo es deutlich wärmer ist und es ziemlich teuer ist, Gepäck dazu zu buchen, wollte ich so viel Gepäck wie möglich per Post heimschicken. Das zu organisieren nahm bereits viel Zeit in Anspruch, mehr als einen ganzen Tag. Es lohnte sich aber, da ich 20 kg heimschicken und so €300 sparen konnte. Mein Fahrrad und das Gepäck wogen also nur noch 40kg zusammen. 

Für das Fahrrad musste ich einen Karton finden, in dem das Fahrrad Platz hatte. In ganz Mardin gab es nur einen einzigen Fahrradladen der einen Karton hatte, der groß und stabil genug war. Dieser war aber schon ziemlich mitgenommen. Ich nahm deshalb noch einen zweiten, der ein wenig kleiner war mit und bastelte so einen großen, stabilen Karton. Ich zerlegte das Fahrrad so weit, dass es gerade so reinpasste, konnte aber leider kein zusätzliches Gepäck in die Box packen, da das Maximal-Gewicht schon erreicht war. 

Ich genoss die letzten Tage in der Türkei zusammen mit Pete bei bestem Wetter mit der letzten Chorba, dem letzten Kebab und Menemen, das mein Lieblingsessen geworden war. 

Nachdem alle Taschen gepackt und die Fahrrad-Box verklebt war, schauten wir uns noch die Altstadt von Mardin an. Meiner Meinung nach kommt keine mittelalterliche Altstadt, die ich in Europa kenne, auch nur ansatzweise ran. Mardin ist wesentlich verwinkelter, überall findet man Treppen, Hintereingänge, Durchgänge und Abflüsse, dazwischen Moscheen und interessanterweise auch Kirchen. 

Zum Abschluss ging es auch ein letztes Mal ins Hammam. Da es mein letzterer Abend war und ich am nächsten Tag ohnehin um 5 Uhr morgens aufstehen musste, ging ich nicht allzu früh ins Bett. 

Nachdem Gunes um zwölf ins Bett ging, redete und philosophierte ich noch lange mit Pete über verschiedene Arten des Reisens, was wir auch sehr oft während der Reise gemacht hatten, und über alle möglichen anderen Themen. 

Um 5 Uhr stand ich am nächsten Tag also auf, kurze Zeit später, wenn auch mit einer halben Stunde Verspätung, holte mich mein Taxi ab. Wegen dem Fahrrad, und da ich mehr Gepäck dabei hatte als erlaubt (das ins dann bei Bedarf ins Handgepäck packen musste,) wollte ich mehr als genug Zeit im Flughafen haben. 

Als ich aber ankam merkte ich, dass der Flughafen noch geschlossen war. Aber so nett wie die Türken eben sind, winkte mich der Sicherheitsmanager einfach durch und öffnete das Gatter für mich. Eine halbe Stunde musste ich dann komplett allein in dem verlassenen Flughafen warten. 

Die Gepäckaufgabe verlief reibungslos, jetzt musste ich nur noch mit meinen 13 kg Handgepäck (statt 7) ins Flugzeug kommen. Als auch das geschafft war, war ich wirklich erleichtert. Erst jetzt merkte ich, wie müde ich eigentlich war und konnte meinen Fensterplatz nur noch kurz genießen.

Da sich in Istanbul meine Fluggesellschaft änderte (es ging mit Emirates weiter), musste ich mein Fahrrad abholen und neu aufgeben. Dafür hatte ich mehr als acht Stunden Zeit. Als ich das Paket und die ganzen anderen Taschen hatte, bemerkte ich, dass sich die Achse meines ausgebauten Rads durch den Karton nach außen durchgebohrt hatte. 

Ich trank eine Pepsi bei Burger King und riss den Pappbecher so zurecht, dass nur noch der Boden übrig war. Zum Glück hatte ich vorher daran gedacht, dass dieses Problem kommen könnte und hatte Klebeband dabei, mit dem ich den Karton großflächig reparierte. Danach sah ich erst, dass man das Paket auch kostenlos in Plastikfolie hätte einwickeln lassen können. Auch wenn es eine wirklich extreme Verschwendung von Plastik ist, wollte ich auf keinen Fall, dass mein Fahrrad kaputt geht, also ließ ich auch das noch zusätzlich machen. 

Gleich danach erwartete mich das nächste Hindernis. Qatar Airways scheint zwar die einzige Fluggesellschaft zu sein, die das macht, aber es wurde kontrolliert, ob man auch ein Rückflugticket hat. Ich hatte natürlich keines und so wollten sie mich nicht einchecken lassen. Kurzerhand rief ich meine Eltern an und mit deren Hilfe kaufte ich innerhalb von 20 Min ein stornierbares Rückflugticket. Nur zehn Minuten bevor der Schalter schloss, konnte ich also doch noch einchecken. 

Von Istanbul flog ich dann nach Doha, ich sollte eigentlich 1h 45 Min Aufenthalt haben, aber da mein Flug verspätet war, hatte ich nur noch eine halbe Stunde. Eine halbe Stunde, um aus dem Terminal zu finden, dabei durch 2 Sicherheitscheckpoints zu kommen, meine Flugnummer ausfindig zu machen, dann zu realisieren und dass ich dafür auch noch Bahn fahren musste – Adrenalin pur!

5 Min vor geplantem Abflug erreichte ich dann völlig außer Atem das Flugzeug, ohne mich einmal verlaufen oder den falschen Zug genommen zu haben. 

Dass es so knapp war, realisierte ich erst, als direkt hinter mir die Türen geschlossen wurden. Einen Australier, hinter dem ich beim Sicherheitscheckpoint war, überholte ich noch unterwegs im Rennen. Den sah ich nicht mehr.  

In Bangkok angekommen sah ich, dass meine Reparatur am Karton nichts gebracht hatte – die Felge hatte sich wieder durchgebohrt. Außerdem wollte ich mit dem Fahrrad zu einem nahegelegenen Hostel fahren, jedoch war eine meiner 5 Taschen nicht angekommen (die Tasche hatte es in der halben Stunde nicht in das neue Flugzeug geschafft. Da es genau die Tasche mit dem Werkzeug war, musste ich ein Taxi nehmen.

Im Hostel hatte ich mich mit Luís verabredet, einem Deutschen, auch 19 Jahre alt. Er hatte ein Jahr vor mir Abitur gemacht, weshalb er schon im Frühjahr hatte starten können und so noch gut durch den Iran durchgekommen war.

Mit ihm genoss ich erst mal Street Food am Rande Bangkoks uns feierte danach Weihnachten, da ich am 24.12. nachmittags angekommen war. Am nächsten Tag kam dann auch meine Tasche an und ich konnte endlich wieder mein Fahrrad zusammenbauen. Nach zwei Nächten kamen Luis´ Eltern nach Bangkok, sie hatten ein schönes Airbnb in einem schönen Viertel gemietet. 

Da die Wohnung sehr groß war, luden sie mich (und auch Consti, der ein paar Tage später ankommen sollte) ein, auch im Airbnb zu schlafen. – Herzlichen Dank dafür!! 

Um dort hinzukommen, musste ich 30 km durch Bangkok radeln. Das gab mir einen ersten Vorgeschmack auf den verruchten Verkehr in der Hauptstadt. 

Vom Airbnb aus hatten wir dann eine unfassbare Sicht auf Bangkok.

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Von Zeno

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