Nachdem Consti angekommen war, gingen wir in ein Hostel nahe der Khao San Road. Diese Straße ist für Backpacker und deren Nightlife bekannt. Auch wenn wir nicht konkret danach gesucht hatten, mussten wir in die Gegend, da auch dort die allermeisten Fahrradläden waren – Consti musste sich ja noch eins kaufen.
Die Straße war ein eigenes Erlebnis für sich und das, obwohl wir nur ein paar Mal durchgegangen sind. Überall Musik, Leute die feiern und ausgelassene Stimmung. Wir fanden dann auch schon schnell ein Fahrrad für Consti. Es war zwar ein bisschen zu klein, aber es gab einfach kein größeres und dieses kostete umgerechnet nur 200€.
Silvester feierten wir dann auf der Dachterrasse unseres Hostels. Danach gingen wir dann doch noch einmal Richtung Khao San Road, aber nicht in einen westlichen Club, sondern in einen, wo die einheimische Jugend feierte. Wir hielten es aber aufgrund der Musik wirklich nicht lange aus. Nicht, dass es nicht unser Geschmack gewesen wäre, sondern die Musik war realtalk so schlecht, dass es in den Ohren schmerzte. In asiatischen Ländern ist es auch ganz normal Töne zu spielen, die für uns schief klingen.
Von Bangkok wollten wir nicht mit dem Rad nach Norden Richtung Chang Mai fahren, sondern mit dem Zug. Nördlich von Chiang Mai gibt es schöne Berge, durch die es sicherlich mehr Spaß machen würde, zu radeln, als durch das landwirtschaftlich intensiv genutzte Flachland.
Auf dem Weg lag aber noch Ayutthaya, die alte Hauptstadt Thailands, wo es riesige Tempelanlagen zu besichtigen gibt. Es war extrem kompliziert, im Zug unser Fahrrad mitzunehmen und wir brauchten fast einen ganzen Tag dazu, auch wenn wir um 10 Uhr morgens am Bahnhof waren, um den Zug um 13 Uhr zu nehmen. Aber obwohl wir anstandshalber extra gefragt hatten, ob wir bei diesem bestimmten Zug unsere Fahrräder dazubuchen können, konnten wir es dann am anderen Schalter für Cargo nicht mehr. Also mussten wir das Ticket wieder stornieren und eins ganz spät am Abend kaufen, wo wir angeblich unsere Fahrräder mitnehmen können würden. Also warteten wir den Nachmittag in einem Park in der Nähe und konnten dann später tatsächlich den Zug nehmen.
Ayutthaya war sicherlich schön und auch beeindruckend, aber mir geht es wie mit vielen anderen Sachen in Südostasien. Es wird überall extrem gehyped und im Endeffekt war’s auch schön, aber wenn man dort mit zu hohen Erwartungen hin geht, wird man leicht enttäuscht. Nach einer Nacht in Ayutthaya wollten wir dann endgültig den Zug nach Chiang Mai nehmen. Bei diesem Zug hatten wir die gleichen Ticketprobleme und es endetet so, dass wir erst um Mitternacht abfahren konnten und in der schlechtesten Klasse saßen. Die Zugfahrt dauerte 13 Stunden und wir kamen völlig gerädert mit maximal einer Stunde Schlaf in Chiang Mai an.
Chiang Mai ist eine nette Stadt, in der wir aber auch nichts verpasst hätten wenn wir dort nicht gewesen wären. Immerhin fand ich dort in einem kleinen Laden endlich eine Hängematte mit Mosquitonetz, die meinen Vorstellungen entsprach.
Aus Chiang Mai ging es dann erst mal sehr flach, aber wunderschön an einem kleinen Fluss entlang Richtung Berge weiter. Gleich am ersten Tag, als wir Einheimische fragten, wo man Kokosnüsse kaufen könne, luden sie uns ein und schenkten uns 6 Stück aus ihrem Garten, dazu frischen im Bambus gebackenen „sticky rice“ und sie ernteten eine riesige Jackfruit, von der wir auch einen großen Teil abbekamen.
Dann ging es endlich in die Berge, aber so richtig! Da die Thailänder die Straßen nicht in Serpentinen, sondern einfach mit der Steigung bauen, die der Hang hat, waren die Straßen so steil wie nie zuvor auf der Reise. Selbst mit den extra kleinen Gängen meiner Gangschaltung musste ich selbst starke Serpentinen auf der Straße fahren, um irgendwie voranzukommen. Consti hatte keine Chance und schob sein Rad bei fast jedem Anstieg.
Da die Vegetation immer dichter wurde und damit die Möglichkeiten ein Zelt aufzustellen oder von der Straße wegzukommen, um eine Hängematte aufzuhängen, kauften wir unterwegs an einem kleinen Stand für 8€ eine Machete. Die Landschaft, die wir durchfuhren, war wunderschön und man fühlte sich wirklich wie im Dschungel.
Wir ernährten uns zum Großteil von Bananen und Papayas, da es die an jeder Ecke zu kaufen gab. Wir kamen, als wir dann mal oben auf knapp 2000hm waren, auch immer wieder durch kleine Bergdörfer. Uns fiel auf, dass viele Schilder mit chinesischen Schriftzeichen beschriftet waren. Ein Amerikaner sah uns in einem Dorf gerade eine Suppe essen, als er uns ansprach und meinte, ob wir in dem Militärstützpunkt um die Ecke schlafen wollten. Der gehört ihm und er sei gerade dabei, ihn als Hostel und Campingplatz auszubauen.
Das nahmen wir natürlich dankend an und er erzählte uns bei Lagerfeuer, „steamed buns“ und chinesischer Schweinewurst, dass dieser Ort ursprünglich ein chinesischer Stützpunkt war, der während dem Vietnam Krieg entstanden war. Chinesen, die gegen den Kommunismus kämpfen wollten, sind in das damalige von England besetze Thailand, um im Falle eines Angriffs Thailand und somit den Kapitalismus zu unterstützen.
Der General dieses Stützpunkts damals war der Großvater eben jenes Amerikaners, mit dem wir am Feuer saßen.
Weiter durch den hohen Dschungel ging es zufällig zum kältesten Ort Thailands. Wir sahen nur, dass auf der Karte ein Campingplatz eingezeichnet war, und freuten uns schon auf eine Dusche, aber wir fanden heraus, dass der Campingplatz wohl extrem berühmt ist und haufenweise chinesische und thailändischen Touristen genau dorthin kommen, um zu Zelten. An Constis Fahrrad begann, vermutlich wegen der steilen Straßen und der Serpentinen, die wir fahren mussten, das Hinterrad stark zu wackeln.
Laut unserer Selbstdiagnose lag das an der Achse im Kugellager. Wir entschlossen, wieder ins Flachland zu fahren, denn nur dort konnten wir unsere Fahrräder reparieren lassen. Bei meinem Fahrrad entstand auch ein Problem im Kugellager, das aber noch hätte warten können. Bei mir war nur lästig, dass der kaputte Freilauf dazu führte, dass sich meine Pedale immer drehten. Nach der Reparatur entschieden wir uns, am Mekong entlang eine große Kurve bis an die Grenze zu Laos zu fahren, wo wir ein Boot nehmen wollten.
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